Langjährige Nachtschichtarbeit erhöht das Risiko für koronare Herzkrankheit um 37 %.1
Das ergab die prospektive Langzeit-Kohortenstudie „UK Biobank“, die seit 2006 auf Grundlage der Gesundheitsdaten von ca. 500.000 Erwachsenen (40–69 Jahre) in Großbritannien den Beitrag von Genetik und Umwelteinflüssen zur Entwicklung von Krankheiten untersucht. Für die Frage, ob aktuelle oder vergangene Nachtschichtarbeit mit Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall oder Herzinsuffizienz assoziiert sind, wurden 283.657 Teilnehmer ohne Vorhofflimmern und 276.009 Teilnehmer ohne KHK, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz eingeschlossen und deren Informationen zu aktueller oder vergangener Nachtschichtarbeit erhoben. In der statistischen Analyse mittels Cox-Regression zeigte sich u. a., dass Nachtschichtarbeit von ≥ 10 Jahren das Risiko für KHK um 37 % erhöhte (HR 1,37; 95 % KI 1,20–1,58). Doch auch die aktuelle Arbeitssituation wirkt sich der Studie zufolge ungünstig auf die Herzgesundheit aus: Regelmäßige aktuelle Nachtschichten waren ebenfalls mit einem signifikant höheren KHK-Risiko assoziiert (HR 1,22; 95 % KI 1,11–1,35).
1 Wang N et al. Long-term night shift work is associated with the risk of atrial fibrillation and coronary heart disease. Eur Heart J 2021; 42: 4180–4188. doi:10.1093/eurheartj/ehab505.
2020 waren in Deutschland nur etwa 10 % der verordneten Antihypertensiva Kombinationspräparate.1
Das zeigt eine aktuelle Analyse von Daten des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) zur Abgabe von Antihypertonika in öffentlichen Apotheken im Zeitraum von Januar 2016 bis Dezember 2020. Die Auswertung ergab, dass die Gesamtabgabe von blutdrucksenkenden Arzneimitteln im beobachteten Zeitraum angestiegen war, der Anteil an Kombinationspräparaten aber dabei von 15,4 % auf 10,9 % sank.2 Damit wird der 2018 aktualisierten ESC/ESH-Leitlinie zur Pharmakotherapie der arteriellen Hypertonie bisher nur unzureichend Folge geleistet. Denn diese empfiehlt zur Verbesserung der Therapieadhärenz bereits initial die Gabe von Fixkombinationen.3 Eine breite Umsetzung der Leitlinienempfehlung sollte laut Autoren der Studie durch strukturierte Angebote zur evidenzbasierten Entscheidungsunterstützung gefördert werden.
1 Mahfoud F et al. Use of fixed‑dose combination antihypertensives in Germany between 2016 and 2020: an example of guideline inertia. Clinical Research in Cardiology 2022;
2 Es wurden alle auf dem deutschen Markt erhältlichen antihypertensiven Kombinationspräparate in die Studie eingeschlossen.
3 Williams B et al. ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Eur Heart J 2018; 39: 3021–3104.
Die Einnahme von Statinen reduziert bei Herzinsuffizienz-Patienten das Krebsrisiko um 16 %.1
Zu diesem Ergebnis kam die Auswertung eines Registers für klinische Informationen, welche den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Krebsrisiko sowie der krebsbedingten Sterblichkeit untersuchte. Zunächst wurde die Verwendung von Statinen bei allen infrage kommenden Patienten mit HI von 2003 bis 2015 ermittelt (n = 87.102, Durchschnittsalter 76,5 ± 12,8 Jahre). Die Schätzung des mit der Statin-Einnahme verbundenen Risikos für Krebs und krebsbedingte Mortalität erfolgte mithilfe einer Risikoregression. Während der mittleren Nachbeobachtungszeit von 4,1 Jahren wurde bei 12,7 % der Patienten (11.052) Krebs diagnostiziert. Das Krebsrisiko war jedoch bei der Einnahme von Statinen um 16 % niedriger, und auch die krebsbedingte Mortalität war unter Statin-Einnahme verringert. Dieser umgekehrte Zusammenhang war dabei jeweils abhängig von der Dauer der Statin-Einnahme.
1 Ren QW et al. Statin associated lower cancer risk and related mortality in patients with heart failure. Eur Heart J 2021; 42: 3049–3059. doi: 10.1093/eurheartj/ehab325
Wird eine Hypertonie von einer Dyslipidämie begleitet, verdoppelt sich das 5-Jahres-Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.1
Dieses Ergebnis wurde in einem Übersichtsartikel zur effektiven Reduzierung des kardiovaskulären Risikos veröffentlicht. Laut den Autoren sind die spezifischen Blutdruck- und Cholesterinwerte isoliert von anderen Risikofaktoren betrachtet klinisch wenig relevant. Deshalb legen sie dar, welche Gründe bei Patienten mit hohem absoluten kardiovaskulären Risiko – unabhängig von deren Blutdruck oder Cholesterinspiegel – für eine blutdruck- und cholesterinsenkende medikamentöse Behandlung sprechen. Da kardiovaskuläre Risikofaktoren zudem in wechselseitiger Beziehung zueinanderstehen, ist eine moderate Reduzierung mehrerer Risikofaktoren unter Umständen wirksamer als die starke Reduzierung eines einzelnen. Fixdosiskombinationen, einmal täglich eingenommen, können dem Review zufolge insbesondere für Patienten mit leicht abnormen kardiovaskulären Risikofaktoren eine gute Empfehlung sein.
1Jackson R et al. Treatment with drugs to lower blood pressure and blood cholesterol based on an individual's absolute cardiovascular risk. Lancet 2005; 365: 434–441
96 % der Kardiologen setzen auf Fixkombinationen, um die Adhärenz der Patienten zu verbessern.1
Zu diesem Ergebnis kam eine DocCheck-Erhebung, in deren Rahmen niedergelassene Ärzte zu ihrem Einsatz von Lipidsenkern und Fixkombinationen bei Patienten mit kardiovaskulärem Risiko befragt wurden. Die Umfrage zeigte dabei, dass sowohl APIs als auch Fachärzte Erfahrung mit dem Einsatz von Fixkombinationen bei der Behandlung von Hypertonie und/oder Hypercholesterinämie gemacht haben. Über ein Drittel (35 %) gab zudem an, arterielle Hypertonie bereits initial mit einer Zweifachkombination zu behandeln1 – damit folgt gut jeder dritte Arzt der Empfehlung der einschlägigen Leitlinie.2 Als vorherrschender Grund für die Verschreibung speziell von Fixkombinationen wurde dabei die verbesserte Compliance vieler Patienten genannt. Die Praxiserfahrung deckt sich also mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien, denen zufolge die Adhärenz vieler Patienten durch die verringerte Tablettenlast deutlich gesteigert werden kann.3,4
1 Umfrage von DocCheck Research unter 302 niedergelassenen Ärzt*innen (182 APIs, 120 Kardiolog*innen und Nephrolog*innen) in Deutschland im Auftrag von Aristo Pharma. Befragungszeitraum 10.02. – 02.03.2021. Erhebungsart: Online
2 Williams B et al. ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Eur Heart J 2018; 39: 3021–3104
3 Bashir S. Efficacy of fix dose combination (atorvastatin and amlodipine) in treatment of uncontrolled hypertension and dyslipidemia. J Ayub Med Coll Abbottabad (JAMC) 2011; 23 (3): 97-100
4 Gupta, A et al. Compliance, safety, and effectiveness of fixed-dose combinations of hypertensive agents: a meta-analysis. Hypertension 2010; 55(2): 399–407
Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen 40 % aller Sterbefälle in Deutschland.1
Das macht sie hierzulande zur Todesursache Nr. 1. Zu diesem Schluss kommt das Gesundheitsmonitoring des Robert-Koch-Instituts, das kontinuierlich die gesundheitliche Lage in Deutschland beobachtet und analysiert. Fürs öffentliche Gesundheitswesen sind dabei insbesondere die koronare Herzkrankheit (KHK), der Herzinfarkt und der Schlaganfall von Bedeutung: Im Jahr 2015 etwa beliefen sich die aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstandenen Kosten auf 46,6 Mrd. Euro.2 Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen zählen neben Hypertonie, Diabetes mellitus, Störungen des Lipidmetabolismus und Adipositas auch gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen wie Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Präventiv spielt in Hinblick auf diese Risikofaktoren gesundheitsbewusstes Verhalten eine wichtige Rolle, therapeutisch auch eine leitliniengerechte Medikation.
1 Robert-Koch-Institut. Gesundheitsmonitoring Herz-Kreislauf-Erkrankungen, abrufbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/HKK/HKK_node.html
2 Statistisches Bundesamt. Pressemitteilung Nr. 347 (29.09.2017). Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen die höchsten Kosten, abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2017/09/PD17_347_236.html
Die Prävalenz der Hypertonie war im Jahr 2018 in Ostdeutschland um 6 Prozentpunkte höher als in Westdeutschland.1
Dies hat eine Untersuchung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland ergeben. Um die Entwicklung der aktuellen Diagnoseprävalenz insgesamt zu bestimmen sowie geografische Unterschiede zu analysieren, wurde die jährliche Diagnoseprävalenz für die Jahre 2009 bis 2018 sowohl auf Bundesebene als auch auf Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen ermittelt.* Als Datengrundlage dienten die vertragsärztlichen Abrechnungen in diesem Zeitraum. Insgesamt wurde im Jahr 2018 bei 19 Mio. gesetzlich Versicherten (26,3 %) eine Hypertonie diagnostiziert. Die standardisierte Prävalenz lag in Westdeutschland bei 24,0 %, in Ostdeutschland dagegen bei 30,3 %. Diese regionalen Variationen heben die Notwendigkeit einer bedarfsgerechten Versorgung und Primärprävention hervor.
* Als „prävalent“ definiert war das Vorliegen einer Hypertonie-Diagnose in mindestens zwei Quartalen desselben Kalenderjahres.
1 Holstiege J et al. Diagnoseprävalenz der Hypertonie in der vertragsärztlichen Versorgung – aktuelle deutschlandweite Kennzahlen. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 20/01. Berlin 2020. doi: 10.20364/VA-20.01
Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Risiko der kardiovaskulären sowie der gesamten Mortalität um bis zu 20–30 % reduzieren.1,2
Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und kardiovaskulärer Mortalität unter anderem von einer Meta-Analyse, die 36 Studien aus den Jahren von 1981 bis 2014 auswertete. Ein zentrales Ergebnis: Ausgehend von Inaktivität war eine Steigerung des Maßes an sportlicher Betätigung hin zum Erreichen des empfohlenen Levels (wöchentlich 150 Minuten aerober Aktivität mittlerer Intensität) mit einem um 23 % reduzierten Risiko für CVD-Mortalität assoziiert.1 Die günstigen Effekte von regelmäßiger körperlicher Aktivität auf Mortalität und CVD-Risiko können dabei auch über Länder unterschiedlicher Einkommensniveaus hinweg beobachten werden, wie eine prospektive Kohortenstudie (n = 130.843) zeigte.2 Die Steigerung der körperlichen Bewegung stellt also global eine einfach anwendbare und kostengünstige Strategie zur Reduktion der Mortalität und CVD dar. Empfehlungen für Patienten mit bereits bestehender CVD hat die ESC kürzlich in Form einer Leitlinie zur Sportkardiologie3 verfasst.
1 Wahid A et al. Quantifying the association between physical activity and cardiovascular disease and diabetes: a systematic review and meta-analysis. J Am Heart Assoc 2016; 5: e002495
2 Lear AS et al. The effect of physical activity on mortality and cardiovascular disease in 130000 people from 17 high-income, middle-income, and low-income countries: the PURE study. Lancet 2017; 390: 2643–2654 Pelliccia A et al. 2020 ESC Guidelines on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease. Eur Hear J 2021; 42: 17–96
3 Pelliccia A et al. 2020 ESC Guidelines on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease. Eur Hear J 2021; 42: 17–96
Rund 25 Millionen Menschen und somit fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat einen ärztlich diagnostizierten Bluthochdruck1
Zu diesem Ergebnis kam ein altersstandardisierter Vergleich zweier Bundes-Gesundheitssurveys. Während der individuelle systolische und diastolische Blutdruck bei den 18–79-Jährigen von 1998–2008 gesunken ist, ist die Prävalenz der Hypertonie fast unverändert hoch: Fast jeder dritte Erwachsene ist betroffen; in der Altersgruppe der 70–79-Jährigen sind es sogar drei von vier. Zwar wissen heute deutlich mehr Betroffene (80 %) von ihrer Hypertonie als noch 1998 (70 %), allerdings zeigte die Vergleichsstudie auch deutlich, dass das gesellschaftliche Hypertonie-Management noch ausbaufähig ist: Immerhin noch jeder fünfte Erwachsene weiß nichts von seiner Hypertonie, und insbesondere bei jungen Männern (18–29 Jahre) haben sich Bekanntheit und Kontrollgrad des Bluthochdrucks nicht verbessert. Aufgrund des durch Hypertonie erhöhten Risikos für verschiedenste Folgeerkrankungen von KHK bis Demenz bleibt das Präventionspotenzial daher hoch.
1 Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 5/2015. Aktuelle Daten und Informationen zu Infektionskrankheiten und Public Health. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/05_15.pdf?__blob=publicationFile. Letzter Zugriff am 19.07.2021
90.000 der Todesfälle könnten bei optimaler Therapie aller Bluthochdruck-Betroffenen vermieden werden (1)
Laut der Deutschen Hochdruckliga e.V. wird nur jeder zweite Patient mit Bluthochdruck derzeit erfolgreich behandelt. Dies liegt vor allem an der teils unregelmäßigen Einnahme der Medikamente, die auf die hohe Tablettenlast der Patienten zurückzuführen ist. Zudem wird eine ausreichende Blutdrucksenkung oftmals nicht erreicht. Daher empfiehlt die aktuelle Hypertonie-Leitlinie, schon initial mit einer Zweifachkombination zu behandeln. (2) Um der Leitlinien-Empfehlung gerecht zu werden und gleichzeitig die Tablettenlast zu reduzieren, bieten sich Fixkombinationen mit zwei Wirkstoffen in einer Tablette bzw. Kapsel an. Allein die Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte könnte durch die rechtzeitige und adäquate Behandlung von Bluthochdruck vermieden werden.
1) Deutsch Hochdruckliga e.V. (2019): https://www.hochdruckliga.de/pressemitteilung/regelmaessige-blutdruckmessungen-koennten-pro-jahr-ueber-90000-menschen-das-leben-retten (zuletzt aufgerufen am 02.07.2021)
2) Williams B et al. ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Eur Heart J 2018; 39: 3021–3104
Bei einem Blutdruck ≥ 150 mmHg im Alter von 50 Jahren ist das Demenzrisiko mehr als verdoppelt
Schon ein systolischer Blutdruck von ≥ 130 mmHg in diesem Alter geht offenbar mit einem um 38 % erhöhten Risiko einher, an Demenz zu erkranken. Aber nicht nur die Höhe des systolischen Blutdrucks spielt eine Rolle, sondern auch die Dauer der Hypertonie: Längere Exposition gegenüber Bluthochdruck in der mittleren Lebensphase ist mit einem höheren Demenzrisiko assoziiert. Zu diesen Ergebnissen ist eine britische Längsschnittstudie gekommen, die unter anderem den Zusammenhang zwischen diastolischem und systolischem Blutdruck im Alter von 50, 60 und 70 Jahren und dem Auftreten von Demenz untersuchte. Hierfür wurde bei 8639 Männern und Frauen in den Jahren 1985, 1991, 1997 und 2003 jeweils der systolische und diastolische Blutdruck gemessen und die Häufigkeit von Demenz, die mittels elektronischer Gesundheitsakten ermittelt wurde, bis 2017 nachverfolgt. Die gute Nachricht: Eine im höheren Alter auftretende Hypertonie scheint das Demenzrisiko nicht zu erhöhen.
Abell JG et al. Association between systolic blood pressure and dementia in the Whitehall II cohort study: role of age, duration, and threshold used to define hypertension. Eur Heart J 2018; 39: 3119–3125
Die familiäre/primäre Hypercholesterinämie führt im Mittel zu einem Verlust von 15 bis 21 Lebensjahren
Unbehandelte Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) haben ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen kardiovaskulären Tod. In einer norwegischen Studie wurden Sterblichkeit und Todesursache bei allen Patienten mit diagnostizierter FH untersucht, indem Daten aus dem Register der „Unit for Cardiac and Cardiovascular Genetics“ (UCCG) und dem norwegischen Todesursachenregister miteinander verknüpft wurden. Bei 46 % aller im Studienzeitraum beobachteten Todesfälle war bei FH-Patienten CVD verantwortlich, im Vergleich zu 37 % in der norwegischen Allgemeinbevölkerung im Jahr 2010. Das Durchschnittsalter der CVD-Todesfälle unter den FH-Patienten im UCCG-Register betrug 62,2 Jahre; das der CVD-Todesfälle in der Allgemeinbevölkerung dagegen war viel höher: Es betrug 79,0 Jahre von 1992 bis 1995 und 81,0 Jahre von 1996 bis 2010. FH-Patienten haben also trotz Zugangs zu moderner Ernährungsberatung und verschriebenen lipidsenkenden Medikamenten immer noch eine signifikant erhöhte CVD-Mortalität im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Mundal L et al., “Mortality among patients with familial hypercholesterolemia: A registry-based study in norway, 1992-2010,” J. Am. Heart Assoc., 2014;3(6): e001236. doi: 10.1161/JAHA.114.001236
Über 60% der Patienten mit Hypertonie weisen erhöhte Cholesterinwerte auf
Die National Health and Nutrition Examination Survey, eine repräsentative Stichprobe der US-Zivilbevölkerung, ergab zudem: Die Prävalenz der Hypertonie stieg in den USA von 27,2 % in den Jahren 1988 bis 1994 auf 32,8 % in den Jahren 2005 bis 2010 (in absoluten Zahlen: von 49,8 Millionen auf 69,3 Millionen). Durch Bluthochdruck wird das Risiko von koronarer Herzkrankheit (KHK) in etwa verdoppelt, die Behandlung der Hypertonie senkt das KHK-Risiko allerdings nur um ≈ 25 %. Die Therapie der Hypercholesterinämie bei Hypertonikern reduziert das KHK-Restrisiko dagegen um über 35 %. Für die KHK-Prävention ist daher die Kontrolle sowohl der Hypertonie als auch der Hypercholesterinämie wichtig. Der stärkste positive Prädiktor für LDL-C-Kontrolle war über alle Zeiträume zusammen betrachtet die Statintherapie. Die Daten deuten darauf hin, dass eine effektive Behandlung sowohl der Hypertonie als auch der Hypercholesterinämie die KHK um ≥ 50 % reduzieren und das Restrisiko verringern würde, das beobachtet wird, wenn nur die Hypertonie behandelt wird.
Egan BM et al. Blood pressure and cholesterol control in hypertensive hypercholesterolemic patients: national health and nutrition examination surveys 1988-2010. Circulation 2013;128(1):29–41
Influenza erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt bis zu 10-fach
Dies ergab eine selbstkontrollierte Fallserienanalyse von anonymisierten elektronischen Gesundheitsakten in Schottland. Die Studie zeigte eine ausgeprägte kardiovaskuläre Triggerwirkung nicht nur des Influenza-Virus, sondern auch von S. pneumoniae: In der Woche nach einer Infektion mit einem der beiden Viren wurden bei den Betroffenen deutlich erhöhte Myokardinfarktraten festgestellt. Das Influenzavirus war dabei mit höheren Inzidenzraten für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden als alle anderen Atemwegsviren zusammen. Allerdings gibt es mit Impfungen probate Mittel zur Prävention dieser unerwünschten Ereignisse. Eine Meta-Analyse zur Grippeimpfung bei Menschen mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen zeigte eine 36-prozentige Verringerung des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse. Die Erkenntnis, dass sowohl Influenzaviren als auch S. pneumoniae spezifische Triggereffekte auf Herzinfarkt und Schlaganfall haben, unterstreichen daher die Notwendigkeit, die Inanspruchnahme von Influenza- und Pneumokokkenimpfstoffen zu fördern.
Warren-Gush C et al. Laboratory-confirmed respiratory infections as triggers for acute myo- cardial infarction and stroke: a selfcontrolled case series analysis of national linked datasets from Scotland. Eur Respir J 2018;51:1701794. https://doi.org/10.1183/13993003.01794-2017